Nachts im Museum: Im martialischen Haus der Sportgeschichte verhebt sich die Uraufführung von „Echo 72 – Israel in München“ an interessantem Stoff. Gewichtheber, Fechter, Ringer und Läufer in musealen Glaskästen retten das ebenso wenig wie die ermüdend-uninspirierte Musik.
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1972 war die Welt zu Gast in München. Zur Olympiade in Bayern gekommen waren auch die Sportler aus Israel. Am 5. September nahm dann ein palästinensisches Terrorkommando elf israelische Geiseln im Münchner Olympischen Dorf. Einen Tag später endete die Geiselnahme durch eine völlig missglückte Polizeiaktion im Blutbad. Alle Geiseln und Attentäter starben.
Michael Wertmüller, der auch schon für Christoph Schlingensief Musik geschrieben hat, wurde von der Staatsoper Hannover mit der Vertonung dieses eigentlichen interessanten Sujets betraut, das Roland Schimmelpfennig in Text dafür gesetzt hat. Herausgekommen ist ein Stück (ohne Pause) von 100 Minuten Dauer, das spätestens zur Hälfte durch Gleichförmigkeit und stete Wiederholung sich ähnelnder Klangtableaus mit permanenten Crescendi ermüdet.
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Der Graben, mit großem Orchester besetzt und mit Schlagzeug und E-Gitarre ergänzt, liefert unter der Leitung von Titus Engel eine lautmalerische, romantisch-verhaftete Hochdruckdauermusik, die mit ihrer Flächigkeit und genauerer Orchestrierung bestimmt auch mit weniger Musiker*innen ausgekommen wäre.
Vor allem der Chor unter Einstudierung von Lorenzo Da Rio leistet viel und mit packender Intensität, was an diesem Abend zu den Pluspunkten zählt. Ebenso auf der Habenseite zu verbuchen ist die Inszenierung (Lydia Steier) und das Bühnenbild (Flurin Borg Madsen), die das Stück rückblickend in einem Museum spielen lassen. Zu Besuch in München sind viele Touristen, die durch die Ausstellung geführt kämpfende Ringer und Fechter sowie Gewichtheber und Läufer auf dem Laufband in Glaskästen bestaunen. Im Hintergrund dramatisch eingespielte Originalvideos (Rebecca Riedel, Elisa Gómez Alvarez) liefern den passenden Touch der Vergangenheit.
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In den nur mit Zuschreibungen (Trainer, Leichtathletin, schwangere Frau, Gewichtheber) bezeichneten Gesangspartien überzeugt das Gesamtensemble mit über alle Partien ausgeglichen-präziser und aufmerksamer Wiedergabe. Daniel Eggert als Trainer mit ausdrucksstarkem Bass und Ketevan Chuntishvili als Leichtathletin mit schön fokussiertem Sopran überzeugen dabei besonders.
Als eingespielte Tagesschausprecherin konnte Schauspielerin Corinna Harfouch gewonnen werden, die mit angemessen klagenden Tonfall tiefe Betroffenheit ob der Tragödie darzustellen vermochte.